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    Sich trotz Multiple Sklerose gesund fühlen

    Mathias Mettler

    Ich war fünfzehn Jahre alt als mir der Verdacht auf die Krankheit Multiple Sklerose bestätigt wurde. Heute, vierzehn Jahr später, sitze ich mit inkompletter Tetraplegie im Elektrorollstuhl und bin bei all den Lebensverrichtungen auf fremde Hilfe angewiesen. Der Verlauf der Krankheit war und ist bei mir aggressiv und ich durchlebe mit ihr ein stetes Auf und Ab.

    Ich möchte euch mit diesem Beitrag aufzeigen, wie ich mich trotz körperlichen Einschränkungen und Barrieren im Alltag wohl fühle und im Leben zurechtkomme. Einfach ist der Weg nicht, es ist ein Wellental und manchmal gelingt es mir besser ein anderes Mal habe ich Mühe. Es braucht viel Kraft und Zuversicht.

    Ich konzentriere mich auf das Mögliche

    Anfangs, nach der Diagnose, machte sich mein näheres Umfeld mehr Sorgen als ich mir selbst. Obwohl sich erste körperlichen Einschränkungen beim Gehen bemerkbar machten, befasste ich mich nicht allzu sehr mit MS. Während der Schul- und Studienzeit stand für mich meine Krankheit nicht im Vordergrund, ich konzentrierte mich auf den Weg, den ich trotz Krankheit gehen wollte und machte, was für mich in der jeweiligen Situation machbar war und mir Freude bereitete. Wo ich wegen meinen Gebrechen auf Schwierigkeiten traf, holte ich mir Hilfe bei Personen und Fachstellen, Hilfsmittel unterstützten mich im Alltag. Ich fühlte mich gesund und wohl, wenn ich mit Freunden von der Schule oder vom Sportverein unterwegs im Ausgang oder an Festivals war. Wenn ich etwas nicht mehr selbst erledigen konnte, unterstützen mich meine Kollegen und sie räumten für mich auch schon mal den mit Material verstellten Weg zur Rollstuhl-Toilette in einer Bar frei.

    Ich hole mir fremde Hilfe und Unterstützung

    Natürlich tat es mir im Herzen weh und machte mich traurig, wenn ich mitansehen musste, wie die Freunde unbeschwert ins Leben hinausgehen konnten, grosse Reisen machten, ihren Weg und Anerkennung im Berufsleben fanden, Neues ausprobierten und sich verliebten. Mir blieb vieles davon verwehrt. Trotzdem wollte ich vom Leben so viel wie für mich eben noch möglich war. Während des Bachelor-Studiums an der Uni Zürich meldete ich mich für ein Austauschsemester in Schweden an, obwohl meine Eltern zuerst der Meinung waren, dass das für mich nicht mehr möglich ist. Wir organisierten dann eine rollstuhlgerechte Studentenwohnung, notwendige Hilfsmittel und die Pflege vor Ort und ersuchten um die Finanzierung der behinderungsbedingten Mehraufwendungen. Alles wurde ermöglicht und ich erlebte in Lund meine beste Zeit. Ich traf Studenten aus der ganzen Welt, erkundete neue Landschaften und eine fremde Kultur. Ich fühlte mich selbständig und es war mir wohl.

    Ich fokussiere mich nicht auf die Krankheit

    Nach dem Masterabschluss konnte ich aufgrund der fortschreitenden Erkrankung und den damit verbundenen Einschränkungen im ersten Arbeitsmarkt nicht Fuss fassen. Mit der Hilfe meiner Eltern und der Schwester sowie mit der Unterstützung von Assistenzpersonen lebe ich heute mit der MS und ihren Auswirkungen und nehme so weit als möglich am Leben teil. Die Ausflüge und Gespräche mit Freunden, die Teilnahme an Vorlesungen und die gelegentliche Mitarbeit bei Projekten tun mir gut und lassen mich meine Krankheit ein Stück weit vergessen.

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